Recapitulate

Wissenschaftsseminar an der Bauhaus Universität Weimar

Forschung + Lehre
2019

(Un)bewusste Momente im Designprozess

 

Das Design hat es heute im digitalen Zeitalter mit einer einzigartigen Situation zu tun: Mit den digitalen Technologien, wie beispielsweise die der generativen Fabrikation mit ihren Entwurfs- und Konstruktionsprogrammen, Maschinen, Automaten und Roboter, kommt es zu einer zunehmenden Verschmelzung von analogen und digitalen Prozessen. Hier bilden bewusste wie auch unbewusste Handlungsabfolgen ein dichtes entwerferisches Geflecht, welches nicht nur neuartige Konzeptions-, Modellierungs- und Darstellungsverfahren in Aussicht stellt, sondern ebenso die Rückkehr handwerklicher Prinzipien und Vorgänge – nun allerdings nicht mehr mittelalterlich als vielmehr algorithmisch begründet. Hinzu kommt eine durch die Digitalisierung resultierende Zunahme an Komplexität der Designfragen, die nicht nur in der Produktentwicklung die Kompetenzen der Akteure in stets kürzer werdenden Zyklen immer wieder auf die Probe stellt und dabei absolute Effektivität innerhalb der Wertschöpfungsketten verlangt. Hierzu erhielten bewusste Handlungsmomente bereits, beispielsweise für das Computational Design, vielerorts große Aufmerksamkeit und erfuhren eine rasche Digitalisierung in den unterschiedlichsten gestalterischen Bereichen. Im Gegensatz dazu erhielten unbewusste Handlungsmomente im digitalen Entwerfen, wie beispielsweise Fragen der Intuition, eine bisweilen unzureichende Beachtung. Besonders interessant ist dabei, dass zunehmend diese ablaufenden Prozesse versuchen, sich trotz ihrer „Berechenbarkeit“ (=Computare) vermehrt derselben zu entziehen und damit das Unbewusste, Spontane, Affektive etc. wiederum Einzug zu erhalten scheint.

 

Im Wissenschaftsseminar „Recapitulate: (un)bewusste Methoden im Designprozess“ werden bewusste und unbewusste Handlungsabfolgen anhand unterschiedlichster Designprozesse untersucht, die einen substanziellen Beitrag zur jeweiligen Entwicklung bzw. Lösung der Designprobleme beigetragen haben. Diese Untersuchungen sollen unterschiedlichste Fragen diskutieren, um eine kritisch reflektierte Rekapitulation zeitgenössischer (hybrider) Prozesse voranzutreiben: Welche Ergebnisse wurden durch welche Methoden erzeugt? Wurden diese Ergebnisse wirklich durch bewusste oder eher unbewusste Handlungen erzeugt? Wie viel Raum für Intuition, Spontanität, Zufall, Affekt etc. lassen die Designprozesse aus der gegenwärtigen Gestaltungspraxis zu? Gibt es Unterschiede zwischen bewussten oder unbewussten Handlungsmomenten im Vergleich zwischen dem Digitalen und dem Analogen? Um schließlich zur Frage zu kommen, welche bewussten oder unbewussten Handlungen in jenen hybriden Prozessen wann und wie für das eigene kreative Schaffen zukünftig eingesetzt und fruchtbar gemacht werden können.

 

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Design today faces a unique situation in the digital age: With digital technologies, such as those of generative fabrication with its design and construction programs, machines, automata and robots, there is an increasing fusion of analog and digital processes. Here, conscious as well as unconscious sequences of actions form a dense design network, which not only holds out the prospect of new types of conceptualization, modeling and frahling processes, but also the return of craft principles and processes – now, however, no longer medieval but rather algorithmically based. Added to this is an increase in the complexity of design issues resulting from digitization, which repeatedly puts the competencies of the players to the test in ever shorter cycles, not only in product development, and demands absolute effectiveness within the value chains. To this end, conscious moments of action have already received a great deal of attention in many places, for example for computational design, and have experienced rapid digitization in a wide variety of design fields. In contrast, unconscious moments of action in digital design, such as questions of intuition, have sometimes received insufficient attention. It is particularly interesting to note that these processes are increasingly attempting to escape their „calculability“ (=computability) and that the unconscious, spontaneous, affective, etc. thus seem to be gaining a foothold.

 

In the scientific seminar „Recapitulate: (un)conscious methods in the design process“, conscious and unconscious sequences of actions will be examined on the basis of a wide variety of design processes that have made a substantial contribution to the respective development or solution of the design problems. These investigations will discuss a wide variety of questions in order to advance a critically reflective recapitulation of contemporary (hybrid) processes: What outcomes were produced by what methods? Were these outcomes really generated by conscious or rather unconscious actions? How much room for intuition, spontaneity, chance, affect, etc. do design processes from contemporary design practice allow? Are there differences between conscious or unconscious moments of action in comparison between the digital and the analog? To finally come to the question, which conscious or unconscious actions in those hybrid processes can be used and made fruitful for one’s own creative work in the future, when and how.

 

 

 

Ort:

Bauhaus-Universität Weimar

 

Lehrende:

WMA Michael Braun (M.A.)

 

Semester/Jahr:

Sommersemester 2019

 

Modus:

Wissenschaftliches Seminar

 

 

Foto/Vorschaubild: Michael Braun, 2019

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